»Schlüsselfähigkeiten für das Gefechtsfeld der Zukunft«

Forschung im Kontext zukünftiger Kampfpanzersysteme und digitalisierter Operationen

Die Digitalisierung transformiert fast alle Bereiche des Lebens – welche Auswirkungen hat sie für die Verteidigungsforschung?

Michael Arens: Das Gefechtsfeld verändert sich – und zwar bei weitem nicht nur dadurch, dass es sich teilweise in den Cyberraum verlagert. Vielmehr verschieben sich auch die Anforderungen an Streitkräfte in der physischen Welt. Die digitalen Technologien stehen weltweit allen zur Verfügung. Streitkräfte müssen deshalb auch physisch für sog. Peer-Gegner gerüstet sein. Sie müssen große Mengen an Aufklärungsdaten aus unterschiedlichen Quellen sehr schnell in ein Bild der Lage umsetzen, dass fundierte operative Entscheidungen ermöglicht. Sie müssen in GPS-denied environments agieren können. Und auch die Waffensysteme transformieren sich durch Digitalisierung und Automatisierung, der Fokus liegt auf Verbünden aus hoch vernetzten, teils bemannten, teils unbemannten Einheiten. Diese Aspekte spielen eine wichtige Rolle etwa für die Vorüberlegungen zu einem neuen europäischen Kampfpanzersystem – und da gibt es jede Menge Forschungs- und Entwicklungsaufgaben.  

 

Inwiefern kann das Fraunhofer IOSB seine Kompetenzen dabei einbringen?

Arens: Wir beherrschen eine Reihe von Technologien, die für die Bewältigung der genannten Herausforderungen entscheidend sind. So entwickeln wir seit vielen Jahren Ansätze und Konzepte, um den Menschen bei der Auswertung von Sensor- und anderen Daten bestmöglich zu unterstützen bzw. diese ganz zu automatisieren. Das fängt bei der Datenakquise an, etwa durch Sensoreinsatzplanungstools, beinhaltet die notwendigen IT-Systeme und -Architekturen für Datenhaltung und -austausch unter Bündnispartnern, und reicht auch über die eigentlichen Algorithmen zur Auswertung und Informationsextraktion hinaus zu Technologien, die dem Menschen auch komplexeste Lagen rollengerecht und auf unterschiedlichsten Geräteplattformen vermitteln, damit er schnell agieren kann.   

 

Und jenseits der Interpretation von Aufklärungsdaten und des IntelCycle?

Arens: Auch da haben wir viel beizutragen. Stichwort GPS-denied environments: rein bildgestützte Lokalisation und Navigation sind seit langem unser Thema. Zudem können wir auch weitere Informationen automatisch in Raum und Zeit referenzieren und zu einem einheitlichen virtuellen Gesamtbild fusionieren. Dies ist entscheidend auch für die erwähnten Waffensystem-Verbünde, wo vielleicht eine Einheit ein Ziel sieht, aber eine andere Einheit feuert. Und beim Stichwort unbemannte Einheiten können wir unsere umfassende Erfahrung mit autonomen Systemen in menschenfeindlichen Umgebungen einbringen. 

 

Der Informatiker Dr. Michael Arens leitet die Abteilung Objekterkennung (OBJ) und ist Sprecher des Geschäftsfelds Verteidigung.

 

Verteidigung

Erfahren Sie hier mehr über die Anwendungsfelder und Technologien unseres Geschäftsfelds Verteidigung.