Ob Schüler*innen, Studierende oder Absolvent*innen – das Fraunhofer IOSB unterstützt Talente unterschiedlicher Studienrichtungen und Ausbildungsphasen auf ihrem Weg. Insbesondere Masterandinnen und Masteranden haben die Chance, ihre Abschlussarbeit in Kooperation mit dem Fraunhofer IOSB zu schreiben und in die Arbeitspraxis der angewandten Forschung einzutauchen.
Anders als oftmals angenommen, muss es dabei nicht immer nur rein technisch ablaufen. Angehende Psycholog*innen forschen in der Projektgruppe Perceptual User Interfaces (PUI) der Abteilung Human AI Interaction (HAI) zur Interaktion von Mensch und Maschine beim automatisierten Fahren.
Ajona Vijayakumar ist eine von ihnen. Als angehende Psychologin hat sie sich für eine Masterarbeit am Fraunhofer IOSB entschieden. Im folgenden Interview erzählt sie, wie sie zu einer Masterarbeit im Studienfach Psychologie an unser Institut kam, was sie in dieser Zeit erlebt hat und welche Tipps sie für Unentschlossene bereithält.
Das Fraunhofer IOSB ist ein renommiertes Institut für angewandte Forschung. Forschung geschieht hier in enger Kooperation mit der Wirtschaft. Ich fand es schon immer sehr spannend, Theorie mit der Praxis zu kombinieren. Als es dann auf die Suche nach einem Masterarbeitsthema ging, war für mich schon früh klar, dass ich eine wissenschaftliche Lösung für ein reales Problem in der Praxis finden wollte.
Mein späterer Betreuer Dr. Frederik Diederichs war zu dieser Zeit als externer Dozent für das Modul Human Factors und Ergonomie an meiner Universität tätig. Über ihn wurde ich auf die Möglichkeit von Abschlussarbeiten am Fraunhofer IOSB und insbesondere in seiner Gruppe Perceptual User Interfaces aufmerksam. Ich habe mich im Anschluss bei ihm gemeldet und dann ging alles sehr schnell. In einem Videotelefonat hat er mir unterschiedliche Forschungsthemen vorgestellt, die zu meiner thematischen Ausrichtung passen könnten. Und gepasst haben diese absolut! Mit der Möglichkeit »remote« zu arbeiten, bin ich im November 2022 als Masterandin beim Fraunhofer IOSB eingestiegen.
Aus den Themen habe ich mich für die Entwicklung einer neuen Methode für das KARLI-Projekt entschieden. Mit der neuen Methode sollte herausgefunden werden, wie mit einer vorhandenen Technologie, in unserem Fall das Advanced Occupant Monitoring System (AOMS), Anwendungsfälle gefunden werden. Und zwar nicht nur durch die Einbindung von Expert*innen, sondern auch durch die Einbindung von Nutzer*innen. Die Methode sollte beweisen, dass sie mindestens genauso gut ist, wenn nicht sogar in Sachen Budget und Zeitaufwand besser geeignet ist als das Experteninterview. Im Rahmen des Projektes KARLI wurde lediglich die Technologie und das Problem Motion Sickness (MS) vorgegeben. Die Entwicklung einer konkreten Fragestellung und Methode gestalteten sich daher herausfordernd.
Kurz zusammengefasst: Sehr viel Praxis! Wir haben das Problem, hier die Technologie und die Frage, wie wir möglichst kostengünstig und effizient Anwendungsfälle entwickeln können, die Insassen dabei helfen, Motion Sickness zu vermeiden.
Ich hatte mit meinem Betreuer Frederik Diederichs und auch der PUI-Gruppe immer kompetente Ansprechpartner als auch Unterstützung. Das hat mir insbesondere im Themenfindungsprozess sehr weitergeholfen. Er hat mir außerdem die Möglichkeit gegeben, mit einem Hiwi-Job im Verbundprojekt KARLI mitzuarbeiten. So habe ich nicht nur wertvolle Einblicke in Forschungsthemen zum autonomen Fahren erhalten, sondern konnte auch an Projektmeetings teilnehmen und den Projektverlauf sowohl mitverfolgen als auch mitgestalten. Mein absolutes Highlight war die Möglichkeit, bei der Halbzeitpräsentation in Frankfurt dabei zu sein, wo beteiligte Unternehmen ihre Zwischenergebnisse vorgestellt haben. Vor Beginn meiner Masterarbeit hätte ich nicht gedacht, was mich alles darüber hinaus erwartet. Ich habe nicht nur meinen Abschluss gemacht, sondern auch einen richtigen Einblick in die Forschungsfelder und Praxis erhalten. Dafür bin ich sehr dankbar!
So sehr mir die Freiheiten in Themen- und Forschungsprozessen gefallen haben, so sehr sind solche Freiheiten natürlich auch mit mehr Arbeit verbunden. Man erhält weniger Vorgaben für die Fragestellung und in der Organisation, da ist schon einiges an Selbstdisziplin und Eigenorganisation gefragt. Bis zur konkreten Fragestellung und Methode war es daher herausfordernd. Alleine war ich jedoch nie – in einem wöchentlichen Meeting mit meinem Betreuer hatte ich die Möglichkeit, meine Fragen bis zum Schreibprozess anzusprechen und zu klären. Das war eine große Stütze für mich und im Nachhinein war genau diese Herausforderung eine wertvolle Erfahrung für den späteren Berufseinstieg.
Bleibt offen und traut euch! Eine Masterarbeit am Fraunhofer IOSB zu schreiben bedeutet viel Praxisnähe, ein Sprungbrett ins Berufsleben und die Möglichkeit, ein Netzwerk zu bilden. Ihr lernt im Team zu arbeiten, selbstdiszipliniert und kreativ an Herausforderungen heranzugehen. Wenn ihr genau das suchst, dann seid ihr hier und vor allem in der PUI-Gruppe an der richtigen Stelle. Geht offen an die Aufgabe ran, bringt am besten ein wenig Selbstdisziplin mit und die Unterstützung ist euch hier sicher.
Das Interview hat Kathleen Entz geführt.