Kurzbescheibung des Projekts
Korruption richtet großen Schaden, so viel ist klar. Ansonsten ist sie ein komplexes Phänomen, das sich nur schwer erfassen und messen lässt. Politische Entscheidungen gründen deshalb auf unzureichenden Informationen und es fehlt an technologischen Werkzeugen im Kampf gegen Korruption. Diese Herausforderungen gehen nun Sozialwissenschaftler, Daten-Experten und Strafverfolgungspraktiker gemeinsam an – im Horizon-Europe-Projekt »Fight Against Large-scale Corruption and Organised Crime Networks (FALCON)«. 25 Partner aus 15 Ländern beteiligen sich an dem dreijährigen Forschungsprojekt und verfolgen dabei einen interdisziplinären, evidenzbasierten und datengesteuerten Ansatz.
Ziele
Ein Schlüsselkonzept in FALCON sind die Corruption Intelligence Pictures (CIPs), die einen ganzheitlichen Blick auf verschiedene Korruptionsbereiche vermitteln sollen. Um diese CIPs zu etablieren, müssen die Akteure des Konsortiums eng verzahnt kooperieren. Zunächst werden objektive Korruptionsindikatoren entwickelt und validiert. Anschließend werden leistungsstarke Datenanalysetools, Datenpipelines und Anwendungen entworfen und implementiert. Diese Software-Tools werden dazu beitragen, die CIPs zu aktualisieren und so eine umfassende Bewertung von Korruptionsrisiken und informierte politische Entscheidungen ermöglichen. Gleichzeitig werden sie auch die Ermittlung und Strafverfolgung in Einzelfällen unterstützen.
Um diese Ziele zu erreichen, wendet FALCON seine Methodik an vier Korruptionsphänomenen an, die im Projekt als Pilotfälle behandelt werden: Betrug im öffentlichen Vergabewesen, Umgehung von Sanktionen durch Oligarchen und Kleptokraten, Korruption in Verbindung mit Schmuggel an Grenzübergängen und Interessenkonflikte politisch exponierter Personen.
Beitrag des Fraunhofer IOSB
Das Fraunhofer IOSB in Karlsruhe ist Teil des FALCON-Konsortiums und bringt seine umfassende Erfahrung in den Bereichen angewandte künstliche Intelligenz (KI), interoperable Datenräume und -architekturen sowie Assistenzsysteme ein. Insbesondere sind wir für die technische Gesamtkoordination sowie für die Erstellung und Implementierung des »common representational model« (»gemeinsames Repräsentationsmodell«) verantwortlich. Dieses Modell ist eine Art Wissensgraph, der es ermöglichen wird, heterogene Daten aus einer Vielzahl von Quellen, wie z. B. öffentliche Ausschreibungen, Nachrichtenarchive, Kryptowährungs-Transaktionen oder Videoüberwachungsmaterial von Grenzübergängen, einheitlich zu analysieren und zu fusionieren. Außerdem zeichnet das Fraunhofer IOSB für das Arbeitspaket »Communication & Dissemination« verantwortlich.