Verkehrsminister Hermann informiert sich über Arbeit im Karlsruher Reallabor

14 Monate autonomes Fahren im realen Straßenverkehr

Karlsruhe /

Seit mehr als einem Jahr können Forschungseinrichtungen sowie kleine und mittelständische Industrieunternehmen automatisiertes Fahren und Funktionen auf dem öffentlichen Testfeld Autonomes Fahren Baden-Württemberg erproben. Am 3. Juli informierte sich der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann in Karlsruhe über aktuelle Projekte.

Dr.-Ing. Miriam Ruf mit Verkehrsminister Winfried Hermann
© Fraunhofer IOSB
Dr.-Ing. Miriam Ruf stellt Verkehrsminister Winfried Hermann die Forschungsarbeiten des Testfeld autonomes Fahren und des Fraunhofer IOSB im Rahmen der Profilregion dar.

Fahrzeuge, die mit Ampeln und anderen Verkehrsteilnehmern kommunizieren, ein fahrerloses Taxi, das per App nach Bedarf gerufen wird: Der Besuch des baden-württembergischen Verkehrsministers Winfried Herman am Mittwoch auf dem Testfeld Autonomes Fahren Baden-Württemberg (TAF BW) war von Interaktivität geprägt. Per Smartphone-App rief der Verkehrsminister ein autonomes Taxi zu seinem Standort und ließ sich auf dem Campus Ost des Karlsruher Institut für Technologie (KIT) automatisiert über einen Parcours chauffieren, auf dem das Fahrzeug selbstständig mit Ampeln, Fußgängern und Radfahrern kommunizierte. Beim automatisierten Einparken demonstrierte das Fahrzeug, mit welcher Präzision es ohne menschliche Hilfe vorgeht.


Verkehrsminister Winfried Hermann betonte: »Autonomes Fahren kann und sollte ein wesentlicher Baustein für eine nachhaltige Mobilität der Zukunft werden. Für eine breite Akzeptanz ist es jedoch wichtig, diese Technologie mit den Menschen gemeinsam zu entwickeln. Dazu eignen sich Reallabore.«


Minister Hermann verwies auf die Einsatzmöglichkeiten autonomen Fahrens: »Insbesondere im Öffentlichen Personennahverkehr wollen wir seine Vorteile nutzen. Wir versprechen uns Pkw-Fahrten reduzieren zu können, wenn mehrfachbesetzte, autonom fahrende Busse zum Einsatz kommen. Auch könnte der ländliche Raum besser an die Zentren angeschlossen werden. Wichtige Impulse könnten auch auf die Verkehrssicherheit ausgehen, die vor allem im Individualverkehr und hier bereits durch eine Teilautomatisation verbessert werden kann. Ich freue mich daher sehr, die Fortschritte auf dem vom Land geförderten Testfeld zu erleben und stelle fest, dass die Technologie ihren Reiz hat. Ich bin zuversichtlich, dass die Akzeptanz in der Bevölkerung zunehmen wird.« Der Verkehrsminister sprach weiterhin eine Einladung an Forschungseinrichtungen, Unternehmen, Verkehrsbetriebe und Kommunen aus, automatisiertes Fahren selbst zu testen und lud zum Testfeld nach Karlsruhe ein.

 

Der Leiter des Testfeld-Konsortiums, Professor Marius Zöllner, erklärte: »In den vergangenen 14 Monaten sind auf dem Testfeld verschiedene Projekte angelaufen, außerdem wird es ständig weiter ausgebaut. Vom autonomen Parken und dem Betrieb autonomer Shuttles, über die Erforschung rechtlicher Rahmenbedingungen bis hin zur gesellschaftlichen Akzeptanz selbstfahrender Fahrzeuge werden in Baden-Württemberg neue Mobilitätsformen umfassend weiterentwickelt.«


Professor Zöllner ergänzte: »Ich freue mich, dass wir dem baden-württembergischen Verkehrsminister heute zeigen können, dass wir in Karlsruhe neue Maßstäbe in der interdisziplinären Forschung setzen. Zugleich macht es mich stolz sagen zu können, dass wir ein wachsendes Interesse bei Industrieunternehmen verzeichnen. Das zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind«, so der Vorstand des FZI Forschungszentrum Informatik und Professor des Karlsruher Institut für Technologie.


Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup erklärte: »Lokal, regional, überregional – europaweit: Karlsruhe gestaltet auf vielen Ebenen mit an der Mobilität von morgen. Mit dem Testfeld, das gerade in Karlsruhe und der Region aufgebaut wird, schlagen wir mutig ein ganz neues Kapitel der Mobilität der Zukunft auf. Wir versprechen uns durch eine kluge, innovative Verknüpfung von autonom fahrenden Fahrzeugen im öffentlichen Nahverkehr neue Möglichkeiten, eine bessere Mobilität für alle zu erreichen, ohne – und das ist der entscheidende Punkt – dabei mehr Verkehr zu verursachen.«


Michael Decker, Professor für Technikfolgenabschätzung und Leiter des Bereichs Informatik, Wirtschaft und Gesellschaft des KIT sagte: »Das TAF BW bildet als transdisziplinäres Reallabor eine wichtige Brücke zwischen Forschung und Anwendung und triggert so den Austausch zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft. Die Arbeit des KIT und seiner starken Partner reicht von ökonomisch-rechtlichen bis hin zu psychologisch-ethisch-sozialen Fragen und schließt auch die IT-Sicherheit der Systeme ein. Diese umfassende Analyse unter realen Bedingungen ist der Schlüssel zu erfolgreicher Innovation.«


Eingebettet war die interaktive Demonstration autonomer Fahrfunktionen in Präsentationen, in denen das Testfeld-Konsortium Verkehrsminister Hermann über die aktuelle Ausstattung des Testfelds informierte, die sich in den vergangenen Monaten auch an den Bedürfnissen der Testfeldnutzer orientiert hat. Vorgestellt wurden zudem verschiedene Forschungsprojekte, die sich interdisziplinär mit dem Thema Autonomes Fahren auf dem Testfeld auseinandersetzen. Dazu zählten die in Karlsruhe vom Land Baden-Württemberg geförderten »Smart Mobility«-Projekte, die sich mit Themen wie der Optimierung der visuellen Erkennbarkeit von Fußgängern auf Basis vernetzter Infrastruktur befassen, ebenso wie mit intelligenten Parkhäusern, die autonomes Parken für Fahrzeuge unterschiedlicher Autonomiegrade ermöglichen sollen. Auch die rechtlichen Rahmenbedingungen werden in der »Smart Mobility«-Förderung beleuchtet und schließlich auch die Chancen und Risiken des autonomen Fahrens. In einem weiteren, vom Verkehrsministerium geförderten Projekt werten Karlsruher Wissenschaftler die verkehrlichen Wirkungen des automatisierten Fahrens aus.

Im Gespräch mit Vertretern der in Baden-Württemberg ansässigen Unternehmen Porsche und Visteon berichteten diese dem Verkehrsminister, dass Wissenschaft und Industrie in der Mobilitätsforschung Hand in Hand arbeiten. Beide Unternehmen entwickeln autonome Fahrfunktionen und setzen dabei auf die Erprobung im realen Straßenverkehr. Ein besonderer Höhepunkt war das erste Shuttle-Fahrzeug für das Projekt EVA-Shuttle, das rechtzeitig zum Besuch am FZI eingetroffen ist und in den nächsten Monaten durch automatisierte Fahrfunktionen für den Mischverkehr hochgerüstet wird. Das vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur geförderte ÖPNV-Projekt setzt auf die Erprobung autonomer, elektrisch betriebener Mini-Shuttlebusse für die erste und letzte Meile im realen Betrieb.

 

Über das Testfeld Autonomes Fahren Baden-Württemberg

Auf dem Testfeld Autonomes Fahren Baden-Württemberg (TAF BW) können Firmen und Forschungseinrichtungen zukunftsorientierte Technologien und Dienstleistungen rund um das vernetzte und automatisierte Fahren im alltäglichen Straßenverkehr erproben, etwa automatisiertes Fahren von Autos, Bussen oder Nutzfahrzeugen wie Straßenreinigung oder Zustelldienste. Zudem lassen sich die regulatorischen und rechtlichen Rahmenbedingungen fortschreiben. Dafür wurden in der Aufbauphase unter anderem Verkehrsflächen unterschiedlichster Art vorbereitet, hochgenaue 3D-Karten erzeugt sowie Sensoren zur Echtzeiterfassung des Verkehrs und dessen Einflussfaktoren installiert.


Für Konzeption, Planung und Aufbau des Testfelds stellte das federführende Verkehrsministerium 2,5 Millionen Euro zur Verfügung. Mit dem Aufbau des Testfelds ist 2016 begonnen worden, die Inbetriebnahme erfolgte im Mai 2018. Das Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst (MWK) und das Verkehrsministerium (VM) fördern die Forschung auf dem Testfeld mit dem Förderprogramm »Smart Mobility« mit weiteren 2,5 Millionen Euro.

 

Weitere Informationen unter www.taf-bw.de

Das Fraunhofer IOSB ist Kooperationspartner im Testfeld Autonomes Fahren Baden-Württemberg.

 

Pressekontakt des Konsortiums
FZI Forschungszentrum Informatik

Julia Feilen, Communications

Telefon: +49 721 9654-943

E-Mail: feilen@fzi.de

 

 

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