Factory-X – souveräner Datenraum für den Maschinen- und Anlagenbau

Ein offenes Datenökosystem für Fabrikausrüster und deren Kunden - auf den Fundamenten von Industrie 4.0 und Gaia-X/Catena-X

Die elf Use Cases von Factory-X, basierend auf einem gemeinsamen Kernel und Basis-Services.

Antwort auf globale Herausforderungen  

Klimaschutz, Nachhaltigkeit, Veränderungen der Konsumgewohnheiten und Digitalisierung stellen die industrielle Produktion vor riesige Herausforderungen. Um diese zu meistern, die Wettbewerbsfähigkeit aller beteiligten Partner zu erhalten und die Produktion resilient gegenüber Störungen in den Lieferketten zu machen, müssen Unternehmen sich vernetzen, ihre Datensilos öffnen und aus den geteilten Datenschätzen Mehrwerte heben.

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hat mit Catena-X einen entsprechenden Datenraum für die Automobilbranche ins Leben gerufen. In der Folge entstand die umfassendere Initiative Manufacturing-X und als Konkretisierung für den Maschinen- und Anlagenbau das 2024 gestartete Leuchtturmprojekt Factory-X.  

Datenökosystem für Fabrikausrüster und -betreiber

Das erklärte Ziel von Factory-X ist es, ein offenes und kollaboratives Datenökosystem für die Fabrikausrüster und deren Kunden zu schaffen, das durch grundlegende Software-Services einen souveränen Datenaustausch ermöglicht. So genannte Business-Applikationen - Software-Lösungen für elf verschiedene Anwendungsfälle (Use Cases) - sollen spezifische Mehrwerte für alle Beteiligten schaffen. Diese Applikationen werden in Factory-X in einer vorwettbewerblichen Zusammenarbeit spezifiziert, prototypisch entwickelt und gemeinsam validiert. Der Datenaustausch erfolgt dabei nicht nur horizontal, entlang der Lieferkette (wie in Catena-X), sondern auch vertikal, in und aus dem Shopfloor heraus.

Als Fraunhofer IOSB sind wir dabei vielfältig beteiligt: Wir tragen zur Entwickung von Basisdiensten für den digitalen Zwilling nach dem Industrie-4.0-Standard (Asset Administration Shell) bei und sind in den Anwendungsfällen MaaS, Kreislaufwirtschaft, Energieverbrauch/Lastmanagement und Modulare Produktion engagiert (siehe unten) - in letzterem sogar in führender Rolle.  

Die Ziele von Factory-X im Einzelnen

  • Schaffung eines digitalen Factory-X-Ökosystems unter Berücksichtigung bestehender Standards
  • Herstellerübergreifende Datenkonsistenz für Engineering, Geräteinformationen und Zustandsüberwachung
  • Beitrag zur Nachhaltigkeit durch CO2-Fußabdruck- und Energiemanagement, sowie digitale Lösungen zur Unterstützung einer Kreislaufwirtschaft
  • Bereitstellung digitaler Lösungen für „as a Service“-Geschäftsmodelle (z. B. Marktplatz/Pay-per-part, Fernsteuerung/Überwachung)
  • Traceability von Materialien, Daten und Produkten entlang der gesamten Lieferkette
  • Update- und Änderungsmanagement für Geräte im Feld

Darüber hinaus wird im Projekt auch an Geschäftsmodellen für die Business-Applikationen, einem Betriebsmodell für den Factory-X-Kernel, Transfermaßnahmen insbesondere für mittelständische Unternehmen und der Koordination mit anderen Manufacturing-X-Projekten gearbeitet.  

 

Factory-X kurz erklärt im Video

Datenschutz und Datenverarbeitung

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Projektpartner

Unter der Konsortialführerschaft von SAP und Siemens engagieren sich 47 Verbundpartner sowie zehn assoziierte Partner aus Industrie, klein- und mittelständischen Unternehmen, Verbänden und Forschungseinrichtungen in Factory-X. Dazu gehören unter anderem:

Dazu gehören unter anderem:

  • BASF
  • Trumpf
  • DMG Mori
  • Festo
  • Hilscher
  • Lenze
  • Phoenix Contact
  • Schunk
  • SICK
  • Wittenstein
  • u.v.m.

Alle Institutsteile des Fraunhofer IOSB, wie auch einige weitere Fraunhofer-Institute, sind an Factory-X beteiligt.

Factory-X Use Cases mit Fraunhofer-IOSB-Beteiligung

UC 2.5 Modular Production

Das Ziel: Flexible, modulare Produktionsumgebungen

Der Wunsch, Produkte gemäß Kundenanforderungen zu individualisieren, und verkürzte Produktlebenszyklen erfordern eine Flexibilisierung und Modularisierung der Produktionsumgebungen. Der vom Fraunhofer IOSB geleitete Anwendungsfall Modulare Produktion adressiert zwei Bereiche:

  • die optimierte und automatisierte Rekonfiguration einzelner Maschinen 
  • eine agile Produktionsablaufsteuerung, die auf einer Selbstbeschreibung der modularen Produktionsressourcen basiert und die Ausführung fortlaufend optimiert.
     

Fokus auf optimierte Ablaufsteuerung

Das Fraunhofer IOSB arbeitete in diesem Anwendungsfall insbesondere an einer für modular organisierte Produktionsumgebungen optimierten Ablaufsteuerung. In einem ersten Schritt wird es möglich sein, Aufträge aus dem ERP durch eine erweiterte Selbstbeschreibung für eine vollautomatische Ausführung anzureichern.

In dem Projekt wird an mehrstufigen Planungs- und Optimierungsverfahren gearbeitet, damit die Ablaufsteuerung adaptiv auf Feldzustände und Ausfälle reagieren kann. Insbesondere sollen Zustandsinformationen, die über die offenen Standards OPC UA und Industrie-4.0-Verwaltungsschale (AAS) bereitgestellt werden, direkt in die Entscheidungsfindung einfließen.

 

Ihr Kontakt zu diesem Thema:

Andreas Ebner, Gruppenleiter Adaptive Produktionssysteme

UC 2.6 Manufacturing as a Service – On Demand Manufacturing

Zielsetzung: Schnell alternative Lieferanten finden − Lieferketten resilienter machen

Manufacturing as a Service (MaaS) unterstützt den Wandel, hin zu flexiblen und resilienten Lieferketten. Durch den automatisierten Abgleich von benötigten und verfügbaren Fertigungskapazitäten, Werkzeugen und Materialbeständen hilft das Konzept MaaS den Herstellern, alternative Lieferanten schnell und einfach zu finden. So werden neue Lieferketten effizienter aufgebaut und die Widerstandsfähigkeit gegenüber unerwarteten Störungen gestärkt – ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einer resilienten Produktionsumgebung.
 

Manufacturer Information Service: Angebote und Fertigungskapazitäten sichtbar machen

Die Abteilung Informationsmanagement und Leittechnik (ILT) des Fraunhofer IOSB unterstützt diesen Ansatz als wissenschaftlicher Partner. Mit der Entwicklung des Manufacturer Information Service (MIS) schaffen wir eine digitale Lösung, die Herstellern ermöglicht, ihre Angebote und Fertigungskapazitäten gezielt sichtbar zu machen. Das MIS erleichtert das Matchmaking zwischen Anbietern und potenziellen Abnehmern und vereinfacht so die Suche nach neuen Partnern und Lieferketten.

Mit MaaS und dem MIS profitieren Unternehmen von einer flexiblen, zukunftssicheren Lieferkettenmanagement und einem optimierten Zugang zu Produktionsressourcen.

MIS bei Github

 

Ihr Kontakt zu diesem Thema:

Felix Schöppenthau, Gruppe Modellbildung und Vernetzung  

UC 2.9 Energy Consumption and Load Management

Klimaschonende und netzdienliche Optimierung der Produktion

Unser Ilmenauer Institutsteil Fraunhofer IOSB-AST ist im Use Case »Energy Consumption and Load Management« aktiv. Dabei geht es um die Optimierung des Energieeinsatzes, die Verringerung des CO2-Fußabdruckes und eine netzdienliche Produktion, wobei Industrieunternehmen und die Engergiewirtschaft über einen Datenraum verbunden werden sollen.

Das Fraunhofer IOSB-AST erarbeitet dabei die Capability »Load Management«, die energetische Flexibilitäten aus den Produktionsprozessen mit vor-Ort verfügbaren Flexibilitäten durch Energiespeicher zusammenführt. Die hieraus resultierenden Flexibilitäten können zur Erhöhung der Eigenversorgung, zur Vermeidung von Lastspitzen oder als Angebot an Energieversorger und Netzbetreiber genutzt werden. Dazu werden zunächst die Produktionsprozesse und das gesamte Energiesystem eines Unternehmens analysiert. Anschließend werden die Anforderungen an die Referenzarchitektur erarbeitet und die Capability Load Management validiert. In Zusammenarbeit mit DMG MORI wird ein Umsetzungskonzept für ein ganzheitliches Energiemanagement entwickelt.

 

Mehr Informationen und Kontakt zu diesem Thema:

Factory-X-Projektseite des Fraunhofer IOSB-AST

UC 2.11 Circular Economy

Unterstützung der Kreislaufwirtschaft durch digitale Zwillinge

Ziel des Anwendungsfalls ist die Verlängerung der Verweildauer von Maschinen und Komponenten im Wertschöpfungsnetzwerk. Dazu muss die Informationslücke bezüglich der Produktzustandsdaten geschlossen werden. Diese Lücke entsteht durch fehlende Möglichkeiten zur kontinuierlichen Datenerhebung und zum standardisierten Datenaustausch zwischen Unternehmen. Auf der Basis von grundlegenden Standards wird eine R-App entwickelt, die R-Szenarien zur Weiter- oder Zweitverwertung von Komponenten und Maschinen evaluiert und empfiehlt.

Die Abteilung Informationsmanagement und Leittechnik (ILT) berät im Use Case »Circular Economy« als wissenschaftlicher Partner zu digitalen Ökosystemen wie Digitale Zwillinge auf der Basis von AAS (Asset Administration Shell) und ist aktiv an der Datenmodellierung beteiligt. Dabei ist ein Ziel aus den anwendungsspezifischen Daten ein generisches Datenmodell für die Kreislaufwirtschaft abzuleiten, das anschließend bei der Industrial Digital Twin Association (IDTA) in die Standardisierung gebracht werden kann. Dies ermöglicht eine langfristige Nutzung des Datenmodells, wovon sowohl Projektpartner als auch externe Unternehmen profitieren können. Darüber hinaus stellt die Abteilung ILT den FA³ST Service bereit, der bei der Softwareentwicklung der R-App als AAS Server genutzt werden kann.

 

Ihr Kontakt zu diesem Thema:

Dr.-Ing. Michael Baumann, Gruppe Smarte Fabriksysteme

Geschäftsfeld Automatisierung und Digitalisierung

Hier erfahren Sie mehr über unser Kompetenz- und Leistungsspektrum im Bereich Automatisierung und Digitalisierung der Produktion.

 

Projektdetails

Factory-X

Gefördert vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz, Förderkennzeichen: 13MX001F

Projektlaufzeit: 01/2024 - 06/2026